Rock für barrierefreie Köpfe

Die Tübinger Band pelinger nahm beim Deutschen Rock & Pop Preis teil

Deutschrock glaubhaft ´rüberzubringen, schaffen nur wenige Bands: pelinger gehören zweifellos dazu. Erst unlängst war die Tübinger Band und ihr nahezu blinder Frontmann für den Deutschen Rock & Pop Preis nominiert.  


JÜRGEN SPIESS


Tübingen. Peter Luttringer sieht nicht allzu gut, aber er hat schon Vieles gesehen. Er hat eine klassische Sonderschul-Karriere hinter sich, eine kaufmännische Ausbildung absolviert, das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nachgeholt und steht nun kurz vor dem Abschluss seines Pädagogik-Studiums an der Universität Tübingen.

Nebenher arbeitet der 40-jährige Sänger und Gitarrist an der Stuttgarter Nikolauspflege, einer Einrichtung für Sehbehinderte, coacht junge Bands und macht nicht zuletzt Musik mit seinem eigenen Quintett pelinger, das seit gut zwei Jahren besteht. Mit einem Teil der Band tritt Luttringer bereits seit Anfang der 90er Jahre auf, hat mit ihnen im LKA/Longhorn und auf der Esslinger Burg ebenso gespielt wie im freien Vollzug Ulm: „Wir sind alte Freunde und haben uns schon immer für deutschsprachige Songs interessiert“, erzählt Luttringer und erklärt, dass es nicht zuletzt die langjährige, tiefe Verbundenheit ist, die das Quintett musikalisch zusammengeschweißt hat. 

Unterstützt wird der zu 98 Prozent erblindete Frontsänger von dem Mössinger Gitarristen Didi Hokenmaier (41) und dem Rommelsbacher Keyboarder Don Bon Josy (47). Rhythmische Rückendeckung erhalten die Drei von dem E-Bassisten Rainer Süß (43) und dem Schlagzeuger Ansgar Andert (46). Bei einigen Stücken verstärkt Mundharmonika-Spieler Peter Bessler (67) das Team als Gastmusiker. Im September 2009 erschien das Promo-Album „Das ist das Leben“ und brachte für die Band einen ersten  Durchbruch, denn mit der darauf vertretenen Single „Regenbogen“ wurden sie für den am 13. Dezember ausgetragenen Deutschen Rock & Pop Preis 2010 in Wiesbaden in der Kategorie „Beste Band Pop“ nominiert.

 Haben sich die Erwartungen an die Teilnahme bei dem renommierten Band-Wettbewerb erfüllt? „Natürlich nicht alle, weil man da ja hinfährt um zu gewinnen und das hat leider nicht ganz geklappt“, erzählt Peter Luttringer, „aber immerhin waren wir in unserer Kategorie unter den besten 16 und es war einfach auch mal spannend, auf einer großen Bühne vor so vielen Zuhörern zu spielen“. Eine Erfahrung, die einem als eher unbekannte deutsche Rockcombo nicht jeden Tag widerfährt: „Es ist nicht ganz einfach, als deutschsprachige Band von Konzertveranstaltern wahrgenommen zu werden“, meint Luttringer, „selbst beim Deutschen Rock & Pop Preis gab es keine deutschsprachige Siegerband.

Trotzdem lassen sich pelinger und ihr agiler Frontmann davon nicht entmutigen. Dazu besteht auch kein Grund, denn ihre Musik zeichnet sich durch Spielfreude und vereinzelt höchst raffinierte Arrangements aus. Das liegt nicht nur an der Sorgfalt und der  hörbaren Liebe zum Detail, mit der die Songs live und auf der Promo-CD präsentiert werden. Die fünf Musiker, die alle nur nebenbei Musik machen, sind offenbar nach dem Motto „weniger ist mehr“ vorgegangen. Das Wichtigste ist aber, dass die Musik Eigenständigkeit mit dem nötigen Schuss Power verrät.

Alle Songs und Texte sind selbst geschrieben und Peter Luttringer mit seiner markanten Stimme auf den Leib geschieben. Wäre der Autor dieser Zeilen Veranstalter von Rockkonzerten, würde er jedenfalls die fünf Musiker von Pelinger vom Fleck weg verpflichten.


Zeitungshinweis für Auftritt im Cassiopeia

pelinger rockt barrierefreie Köpfe

ursprünglich als Soloprojekt des Sängers und Songwriters Peter Luttringer gestartet, hat sich pelinger zu einer fünfköpfigen Band gemausert, die bei ihren Live-Shows von der romantischen Ballade bis zur rotzigen Uptempo-Nummer alle Register zieht, und durch das Hitpotential ihrer deutschsprachigen Songs, ihre Spielfreude, und die Bühnenpräsenz des nahezu blinden Frontmans begeistert.

Die Band wurde nominiert für den Deutschen Rock & Pop Preis 2010.